Das Kalachakra Mantra Kirti Tsenshab Rinpoche: Graz, Österreich, im September 1999 Im Folgenden wird das Hauptmantra des Kalachakra erklärt. Das Mantra lautet: OM AH HUM HOH HAM KSHAH MA LA VA RA YA HUM PHET Die ersten vier Silben des Mantras, OM AH HUM HOH, sind die vier Silben des Vajra des Körpers, der Sprache, des Geistes und der Weisheit: OM ist das Vajra des Körpers, AH das Vajra der Sprache, HUM das Vajra des Geistes und HOH das Vajra der Weisheit. Dies sind die vier Vajrasilben. Die beiden nächsten Silben, HAM KSHAH, sind die Keimsilben des Vaters Kalachakra (HAM) und der Mutter, dessen Gemahlin Vishvamata (KSHAH). Die folgende Silbe MA ist die Basis für den unermesslichen Palast. Dieser Palast ist ein dreifaches Mandala: im der Mitte befinded sich das Mandala des Geistes, darum herum ist das Mandala der Sprache, und um dieses wiederum ist das Mandala des Körpers. Dies sind die drei Mandalas des Palastes, der durch die Keimsilbe MA repräsentiert wird. Wie bereits erwähnt beginnt das Mantra mit den vier Silben OH AH HUM HOH. Diese symbolisieren den Vajrakörper, die Vajrasprache, den Vajrageist und die Vajraweisheit. Im Tibetischen wird die Silbe HUM, die das Vajra des Geistes repräsentiert, in folgender Weise dargestellt: die Hauptstruktur der Silbe ist das HA, dem unten ein kleines A und das U anhängt, und ist gekrönt vom Halbmond OM und dem Nada. OM symbolisert den Vajrakörper, während das Nada AH die Vajrasprache repräsentiert, die aus der Lehre (?? oder Leere/Leerheit??) hervorkommt – der Vajraweisheit. In einer Silbe allein findet man, in einer verkürzter Form, alle vier Vajras und ein Symbol für OM AH HUM HOH. Bei der Meditation entsprechend der Entwicklungsphase des Kalachakra Tantra reinigt der Meditierende seinen Körper und manifestiert das Vajra des Körpers, symbolisiert durch die Silbe OM. Vergleichbar stellt die Silbe AH die gereinigte Sprache dar und die Offenbarung des Vajra der Sprache, während die Silbe HUM den gereinigten Geist und die Erscheinungsform des Vajrageistes symbolisiert. Die Erscheinung des subtilen Geistes des Praktizierenden ist das Vajra der Weisheit und entspricht dem HOH. Die gereinigten Körper, Sprache, Geist und Weisheit offenbaren sich als Vajrakörper, Vajrasprache, Vajrageist und Vajraweisheit und werden als OM AH HUM HOH dargestellt. Der feinste Geist ist der subtilste Aspekt des Bewusstseins. Bewusstsein manifestiert sich in verschiedenen Formen: grobes, feines, subtiles und subtilstes Bewusstsein. Die subtilste Form des Bewusstseins wird als Vajraweisheit bezeichnet. Dies ist eine Art und Weise, wie die Meditation über die Silben durchgeführt werden kann. HAM KSHAH und MA sind die Darstellung sowohl der beiden Hauptgottheiten, Kalachakra und Vishvamata, als auch des unermesslichen Palastes. Die Erklärung dieser zehn verschiedenen Aspekte ist ziemlich schwierig zu verstehen, und dies ist eine sehr verkürzte Fassung der eigentlichen Beschreibung. Die Ursprünge dieser Erklärungen gehen auf die alten indischen Schriften zurück. Dies sollte für eine kleine Einführung in die zehn Aspekte der zehn Mantrasilben genügen. Es gibt zwei geheime Mantras: ein kurzes und ein langes. Das Kurze ist OM HAM KSHAH MA LA VA RA YA HUM PHET, während das lange das vorhin erwähnte ist. Durch das Zufügen von OM AH HUM HOH an das kleine Mantra bekommt man das große Mantra. Die vier Silben OM AH HUM HOH sind die Keimsilben des Vajrakörpers, der Vajrasprache, des Vajrageistes und der Vajraweisheit. Die Praktizierenden des Kalachakra Yogas rezitieren diese Keimsilben, um Körper, Sprache, Geist und groben Geist zu reinigen. Dadurch erfolgt das Resultat der Vervollkommnung des Vajra von Körper, Sprache, Geist und Weisheit (subtiler Geist). Im Original des Sanskrit besteht die kurze Version des Mantras aus zehn Silben. Die Silben HAM KSHAH MA LA VA RA YA werden in einer untereinander geschrieben Form dargestellt; dies wird aus dem Erscheinungsbild des Kalachakra Symbols deutlich. Die Silben werden unter einem weissen Halbmond, über dem sich eine rote Sonne und eine Feuerflamme befindet, dargestellt. Wenn die sieben Silben nun mit dem Halbmond, der Sonne und der Flamme zusammengezählt werden dann ergibt dies zehn Keime. Darum wird dieses Kalachakra Symbol oder Keimsilbe auch als die „Zehn mächtigen Keime“ bezeichnet. Das gesamte Kalachakra Symbol ist vielfarbig, wobei aber die einzelnen Silben jeweils ihre eigene Farbe haben: HAM ist schwarz oder dunkelblau, das folgende KSHAH ist grün, das mehrfarbige Rechteck ist MA, die nächste gelbe Silbe ist LA, das weisse ist VA, die rote Silbe ist RA, und YA ist dunkelblau oder schwarz. Kolofon: Diese Erklärungen und Unterweisungen entstanden bei seinem Aufenthalt in Graz, Österreich, im September 1999. Der Besuch Kirti Tsenshab Rinpoches im Buddhistischen Zentrum She Drup Ling Graz war die erste einer Reihe von vorbereitenden Veranstaltungen zur Kalachakra- Einweihung, die von Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama im Oktober 2002 in Graz übertragen wurde. Übersetzer: tibetisch-englisch: Peter Roberts englisch-deutsch: Manfred Klell tibetisch-deutsch: Diego Hangartner Transkript: Michaela Puntigam Herausgeber: Edition She Drup Ling Graz Griesgasse 2, A-8020 Graz, Austria www.shedrupling.at office@shedrupling.at © 2001 Edition She Drup Ling Graz Hergestellt in Graz, im März 2001 direkte Übersetzung wäre Samen, doch ist es hier im Sinne eines Kristallisations-Keimes zu verstehen; Bedeutung von Keim ist botanisch ein Spross; biologisch eine befruchtete Eizelle; linguistisch auch Ursprung und Ausgangspunkt; physikalisch ein Nukleus oder Kern. OM HAM KSHAH MA LA VA RA YA HUM PHET rnam chu dbang ldan 2