(Ein Langlebensgebet für Seine Heiligkeit den 14. Dalai Lama) Der melodische Gesang des Nektars der Unsterblichkeit Ein Gebet zum Festen Verweilen der vierzehnten Verkörperung des großen Allwissenden und Höchsten Siegers Om Svati 1. In Dir vereinen sich die große Güte und der Körper der ursprünglichen Weisheit wie zu einem einzigen [strahlend] weißen Schneeberg. Du bist die Verkörperung des mächtigen Herrschers der Welt und der spirituelle Meister der Lebewesen in den drei Bereichen . Mögest Du [immer] siegreich sein! 2. In den drei Daseinsbereichen bist Du ein unvergleichliches Wunder und gleichst der U- dum-wa-ra-Blume . Du bist der allwissende Arya. Du bist das erhabene Kronjuwel für sämtliche Lehren und Wesen in unserer Welt. Mögest Du, höchster Sieger mit dem Lotus in [deiner] Hand, fest verweilen! 3. Obwohl Du in Wahrheit schon ein [erhabener] Buddha bist, hälst Du im Zeitalter der Streitigkeiten die Lebewesen mit dem Zweig deiner Hand fest umschlossen. Du besitzt eine entschlossene Geisteserzeugung (Bodhicitta), die so stabil ist wie ein Vajra. Mögest Du erhabener machtvoller Herrscher der zehnten [Bodhisattva]-Ebene fest verweilen . 4. Du [besitzt] alle höheren Erkenntnisse des Stufenpfades zur Erleuchtung. Und aus der untrennbaren Verquickung der drei Geheimnisse [ergießen sich] die unvorstellbaren Tugenden Deines Wissens und Deiner liebenden Güte. Mögest Du fest verweilen, Du zweiter machtvoller Muni der nördlichen Himmelsrichtung. 5. Du bist des Erläuterns, des Disputierens und des Verfassens mächtig und weist [dabei keinerlei] Hindernisse auf. Zudem offenbarst Du vollständig die acht großen Schätze der Zuversicht und lehrst mit unterscheidendem und einwandfreiem Verständnis den Dharma. Mögest Du fest verweilen, Du großer vollkommen Siegreiche über alle Richtungen. 6. Du vermehrst die juwelengleiche Lehre „des Siegers mit dem edlen Geist" durch das Rad der Taten von Erklären und Verwirklichen in einhundert Richtungen und vernichtest so die ochsengleichen, dämonischen Hirne der verwerflichen Widersacher. Mögest Du fest verweilen, Du furchtloser Löwe unter den Verkündern [der Lehre]. 7. Die Stufen des Pfades der drei Visionen, der drei Ströme und des Geheimen Mantra lässt du durch den tiefgründigen Yoga der vier Ermächtigungen in vier Abstufungen miteinander verschmelzen, so bewirkst Du, dass die Ursprüngliche Weisheit der vier Körper unmittelbar erkannt wird. Mögest Du fest verweilen, Du [all]-durchdringender Meister Vajradhara, [Halter des Vajra]. 8. Du vertreibst die Dunkelheit vom [samsarischen] Dasein und [rein persönlichen] Frieden durch die Sonne der spontanen ursprünglichen Weisheit der nicht-dualen Einheit von Tiefgründigem und Klarem - dem Mahamudra, der [endgültigen] Natur aller Dinge. Mögest Du fest verweilen, Du großer mächtiger Yogi. 9. Den Schatz aller Geheimnisse der ozeangleichen Tantra-Klassen leitest Du wie die edlen Ströme der aus den Mündern strömenden vier Flüsse des Reifens und Befreiens auf die Felder der zu bezähmenden Schüler, die vom Glück begünstigt sind. Mögest Du fest verweilen, Herr, welcher das Geheime aufrecht erhält. 10. Du bist ein meisterlicher Lehrer des tiefgründigen Mittleren Pfades, welcher frei ist von allen Konstrukten [inhärenter Existenz] und in dem alle Phänomene von Samsara und Nirvana - obwohl sie als Spiel des Abhängigen Bestehens erscheinen - seit Anbeginn ohne Entstehen und äußerst befriedet sind. Mögest Du, Machthaber über die Nagas , fest verweilen. 11. Du bist Kulika „Pad-ma Kar-po" , der Meister, welcher die untrennbare [Einheit] von äußerem, innerem und alternativem Rad der Zeit (Kalachakra) trefflich vermittelst. Du offenbarst Dich als heilsamer Meister im Land von Bhota . Mögest Du, der Du von der Natur des ersten Buddha bist, fest verweilen. 12. In der Sphäre des Tropfens des Klaren Lichts aller Phänomene von Samsara und Nirvana hast Du den resultierenden Siegeshort der ungekünstelten Selbst-Befreiung erlangt, die große Vollendung spontaner Präsenz, bar von Abnahme und Zunahme. Du uranfänglicher Beschützer Samantabhadra , mögest Du fest verweilen. 13. Kurzum, Du vollkommen vollendeter großer Wegbereiter der Lehrer des Bhagvan [Buddha], mit [deinen] Händen, die [die Lehren] nicht vermengen, leitest Du [die Wesen] frei von Furcht, Du einzige Zuflucht für alle Wesen und Lehren. Mögest Du Mächtiger, ozeangleicher Halter der Lehre fest verweilen. 14. Mit den Kronjuwelen der Höheren Wesen der drei Daseinsformen verneige ich mich respektvoll, Glückschleifen [darbringend], einhundert Mal vor [Deinen] Lotusfüßen, die mit Glück verheißenden Rädern [gezeichnet sind]. Mögest Du, großer Sieger des Dharma, fest verweilen. 15. Du Machthaber der Götter, der Du die [verschiedenen] Arten von Dämonen und Asuras völlig vernichtest, Du zerstörst den Felsenberg der schlechten und verkehrten Ansichten mittels des hundertspeichigen Vajra von Kraft, Macht und Vermögen. Du Furcht einflößender glorreicher Heruka, mögest Du fest verweilen. 16. Solange Sonne und Mond, die Erde und der Berg [Meru] bestehen, mögest Du unerschütterlich auf dem Vajra-Thron verweilen, im unvorstellbaren Palast, der die höchst erhabenen Aryas erfreut, im Potala , [dem Schiff] der drei unwandelbaren Geheimnisse. 17. Durch die verwandelnde Segenskraft der drei höchst erhabenen Gottheiten der Unsterblichkeit und durch die Kraft der Wahrheit der Meister, Yidams, Buddhas und Bodhisattvas - möge sich die verwandelnde Segenskraft ergeben, dass diese Bitten ohne Hindernisse in Erfüllung gehen. [Kolophon]: Mit [meinen] drei Toren [von Körper, Rede und Geist] und mit allen Dingen [als Gabe] verbeugt sich Dscham-jang Tschö kyi Lö-drö, der sich in der Region Schar-Do aufhält und den Tul-ku-Namen Dscham-jang Khyen-tse trägt. Dieser verfasste mit großem Respekt und entsprechend den Bitten [dieses Gebet] in Zentraltibet (Ü-gyur-tschang) in dem Ziegenort der Götter [Lhasa], südlich des „großen Dharma Rades der manifesten Erscheinungen" [Ra-mo-tsche-Tempel], in einem Raum des Sam-drub-Palais [dieses Gebet]. Anschließend offerierte er es dem Allwissenden und großen Sehenden in seiner Gegenwart. Möge dies zur Ursache für das Verweilen Seiner Lotusfüße während Ozeanen von Zeitaltern werden. [Anmerkung zur Überlieferung dieses Gebets]: Der große Dharma-Erheller Dscham-jang Tschö kyi Lö-drö, der Tulku von Der-ge Dzong-sar Dscham-jang Khyen-tse Rin-po-tsche begab sich einige Jahre vor den großen Umwälzungen des Jahres 1959 nach Lhasa. [Dort] verfasste er dieses Gebet zum festen Verweilen der Lotusfüße, als er den großen Führer im Weltlichen und Nirvana, den Hochstehenden, den großen, höchsten und Zuflucht gewährenden Beschützer, den vollkommen vollendeten Halter der Sutra- und Tantra-Lehren des unsektiererischen Bhagavan [Buddha], die einzige Zuflucht und den einzigen Beschützer alle Wesen auf der Erde erkannte und sah. [Später, während der chinesischen Okkupation] wurde dieses neu und mit Ernsthaftigkeit [verfasste Gebet] von einigen Gefangenen, die es zuvor auswendig gelernt hatten, im Gefängnis von einem zu anderen übermittelt. Die Übertragung der rezitierten Version ergab schließlich [wieder] eine schriftliche Fassung. Diese wurde 1983 dem Kantor und Nam-gyal-Mönch Thub-ten Tschog-den in Indien offeriert. Dieser fügte diesen Anhang dem ausführlichen und kurz gefassten Langlebensgebet hinzu, versehen mit der dem Wortlaut des Gebetes entsprechenden inständigen Bitte, dass die Lotusfüße [Seine Heiligkeit] fest verweilen mögen und dass seine Heilsaktivitäten sich ausweiten mögen. Aus dem Tibetischen nach mündlichen Erläuterungen des Ehrw. Geshe Tenzin Dhargye übersetzt von Jürgen Manshardt, Berlin, 2002 Dies bezieht sich auf die untrennbare Einheit von Methode und Weisheit, die mit den Mitteln des Geheimen Mantra, nicht aber mit dem gewöhnlichen Mahayana erzielt werden kann. Ein Beiname für Avalokitesvara (Tschen-re-sig) Die drei Bereiche sind entweder: 1. Bereich der Begierde, 2. der Form, 3. der Formlosigkeit; oder: 1. der Bereich unter der Erde, 2. auf der Erde und 3. über der Erde. Nach Jäschke: eine Ficus clomerata, in der tibetischen Literatur aber eine bestimmte, große Lotus-Blume, die äußerst selten vorkommt und sehr bald wieder vergeht.- also eine Metapher für etwas höchst Seltenes. Auf Sanskrit Padmapani (Derjenige, der einen Lotus in seiner Hand [hält]). Ein weiterer Beiname für Avalokitesvara. Nach dem Sutra-System gilt Avalokitesvara nicht als vollendeter Buddha, sondern als Bodhisattva, der allerdings die 10. Bhumi erreicht hat, also unmittelbar vor der Stufe der Buddhaschaft steht. Das Geheimnis des vollendeten Körpers, der vollendeten Rede und des vollendeten Geistes. Dies bezieht sich auf Tibet. Dies bezieht sich auf die Lehre des Meisters Tsong-kha-pa, Lob-sang Drak-pa. Dieser Vers bezieht sich auf die Sa-kya-Tradition. Ihre Spezialität ist das System vom Lam-drä (Pfad und Ergebnis), das anhand von drei Kontinua oder drei Tantras beschrieben wird. Dies sind die vier Flüsse, die in der Region um den heiligen Berg Kailash entspringen. Dies deutet auf den großen indischen Pandit und Tantriker Nagarjuna hin, der als Wegbereiter des Madhyamaka, der Philosophie des Mittleren Weges, verehrt wird. Tib.: Rigs ldan; so wurden die späteren Könige von Shambhala, dem mystischen Reich von Kalachakra, genannt. Besser unter dem Sanskrit-Namen Pundarika bekannt. Bhota bezeichnet Tibet. Hiermit ist der Adhi-Buddha Vajradhara gemeint. Tib.: kun (tu) bzang (po). Der Adhi-Buddha in der Nying-ma-Tradition Dies ist in Übersetzung des persönlichen Namens des 14. Dalai Lama. Tib.: bstan 'dzin rgya mtsho. Im Text ist eine Metapher für Potala verwendet, nämlich „Schiff" (tib. gru 'dzin). Potala ist das Reine Land von Avalokitesvara, kann hier aber auch auf den Potala-Palast in Tibet bezogen werden. Weiße Tara, Amitayus und Ushnishavijnaya. Dies bezeichnet die Provinz Kham im Südosten Tibets.